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Der Stil der Sitzungen​

Geschrieben von Prof. Dr. med. Carl Schirren

Die Sitzungen der Hamburger Dermatologischen Gesellschaft waren in den früheren Jahren stets sehr viel lebhafter, als es in den Jahren seit 1990 der Fall war. Es fällt schwer, diese Beobachtung zu analysieren. So hat in den 1930er Jahren eine Sitzung mit Sauerbruch stattgefunden, in welcher Sauerbruch über die von Gerson und Hermannsdorfer mit ihm entwickelte Diät-Behandlung der Hauttuberkulose berichtete und dabei mit Wichmann in eine sehr heftige Diskussion geriet, welche dazu führte, dass Wichmann sehr lebhaft Sauerbruch angriff und erklärte, das sei völlig unmöglich, mit einer derartigen Diät den Lupus zu heilen, er habe da seine entsprechenden Erfahrungen gemacht. Sauerbruch ging darauf nicht weiter ein (23).

Sehr lebhaft ging es auch bei den Tagungen zu, in denen Joseph Kimmig den Vorsitz führte und teilweise Diskussionsredner dazu angehalten hat, doch sachlich zu bleiben, andererseits aber auch selbst als Tagungsleiter in die Diskussion eingriff und dieselbe durch seine Anmerkungen quasi »mit zusätzlichem Leben erfüllte«.

Sehr lebhaft ging es auch bei den von Gustav Hopf aufgrund einer Anregung von Hans Rieth veranstalteten »Praxisforen« zu, die vor allem deshalb so beliebt waren, weil sie auf einem Schiff stattfanden und man an Bord unter sich war, sich in der Sonne an Deck mit einem Gesprächspartner treffen und diskutieren konnte oder man in größerem Kreise unter Deck eigene Fragestellungen zur Diskussion stellen konnte. Man hat es genossen, auf diesen Forum-Veranstaltungen fernab von jedem offiziellen Gehabe den eigenen Fachinteressen nachgehen zu können, und die Gelegenheit wahrgenommen, sich ganz leger zu benehmen.

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